Momentan warten wir. Auf die Fenster. Und die Dachdeckerin. Die S&G‑Projektbau GmbH — unsere Bauträgerin — habe diese Wartezeit doch auch sinnvoll genutzt. Sagt die schöne Bauherrin: Deren Mitarbeiterinnen hätten zwischenzeitlich sogar die Außenwände und das Unterdach gedämmt und verkleidet. Da bräuchte ich mich doch nicht in Schweigen zu hüllen. Ob ich dazu denn ‘gar nix’ sagen wolle?
Aber ja doch. Während ich hier ein paar ‘Füllbilder’ zeige, gestehe ich gern, dass ich dazu am liebsten über das Ökologische an unserem Haus gesprochen hätte:
Eigentlich wollte ich sagen, dass ein Kunststoffflies unter dem Schotter, ein Kunststoffauftrag auf der Bodenplatte und eine Unterspannbahn unter der Dachverkleidung unsere Idee des friedfertigeren Zusammenlebens mit der Natur doch nicht verletzte. Schließlich schütze uns das vor dem vielen Wasser, von oben und von unten. Plastik und Kunststoff sei doch nicht per se schlecht. Da, wo es lange halten müsse, sei es doch ok. Und dann hätte ich wohl noch ‘was von Kind und Bad und Ausschütten hinzugefügt.
Außerdem hätte ich betont, dass die Dämmung mit Mineralwolle — eine Mischung Glas- und Steinwolle mit blauem Engel — uns ökologisch auch nicht aus der Bahn werfe. Denn Holzwolle oder Hanf wären unsere Wände viel dicker geworden. Was wieder mehr Holz und noch viel mehr versiegelte Fläche bedeutet hätte. Zudem wäre diese Alternative — anders als die Mineralwolle — nicht komprimiert angeliefert worden. Der Transport wäre also aufwendiger und also umweltschädigender gewesen.
Schließlich hätte ich noch ergänzt, dass wir ansonsten Schotter, Holz und Metall verwendeten. Die Balken — in DUO KVH Form -, die Spanplatten und die Pavatex-Weichholzfaserplatten etwa seien aus FSC zertifiziertem Holz, die Schrauben, Winkel und Bänder aus Metall.
Gut, die Dampfbremse und das Nagelband seien dann wieder aus Kunststoff — hätte ich der Ehrlichkeit noch hinzugefügt. Allerdings würden die uns ein diffusionsoffenes und wärmegedämmtes Haus ermöglichen. Denn die bildeten eine Dampfbremse und keine Dampfsperre. Damit lebten wir — wie die besorgte Bauherrin gleich zu Anfang vorgegeben hatte — nicht “in einer Plastiktüte” und bräuchten nicht alle zwei Jahre neuen Matsch zwischen das Fachwerk zu klatschen.
Weitere Anmerkungen hätte ich mit unserem Dach abgewiegelt. Schließlich seien wir gerade nicht auf Tonziegel umgestiegen, die noch ein zweites Mal bei 1200 Grad gebrannt würden. Bloß damit sie auch nach 20 Jahren noch wie neu aussähen. Dass wir bei den Frankfurter Dachpfannen und damit bei der besseren CO2-Bilanz geblieben seien, damit hätte ich uns in der Diskussion gut ausseh’n lassen. Wenn ich davon erzählt hätte.
Wie auch mit unserer Bereitschaft, der sibirischen Lärche den Rücken zuzukehren. Denn aktuell gibt es sie nicht mehr in den Längen, die wir für die Außenhaut unseres Hauses benötigten. Allenfalls noch aus dubiosen Quellen. Dass wir uns also von der Alternative ‘modifizierte Fichte’ haben überzeugten lassen und damit wieder Transportkilometer eingespart haben, das hätte uns gewiss weitere ökologische Sternchen in unserem Bauschulheft eingebracht. Wenn ich …
… ja, wenn ich dies alles überhaupt erzählt hätte! Nur was hatte die fürsorgliche Bauherrin mir auch noch mit auf den Weg gegeben, als sie über mein Schweigen und die Füllzeit sinnierte? Bloß nicht vergraben. Sie wolle hier um Gottes Willen keine Dissertation lesen. Nun gut: Worüber man nicht reden darf, darüber soll man schweigen. Oder irgendwie so. Mithin erzähle ich hier überhaupt nur sehr kurz, wie die Natur unserem naturnahen Haus nun doch schon recht nahekommt:
Denn während wir warten — auf die Fenster und die Dachdeckerin — fahren wir natürlich immer ‘mal wieder zum Grundstück. Und was sehen wir da? Schwalben über Schwalben. Auf dem Gerüst, unter dem Terrassendach und sogar im zukünftigen Wohnzimmer. “Die warten nur darauf, dass ihr hier fertig werdet”, sagte unsere landwirtschaftlich erfahrene Tinyhäuslerin in Spe: “Bessere Nistplätze als so ein Terrassendach könnt ihr denen gar nicht bieten”.
Was folgte, war ein deutlicher Blick der besorgten Bauherrin: Sie wolle auf keinen Fall auf der Terrasse durch Vogelkacke waten müssen. Und schon gar nicht wolle sie, dass die Vogelköddel in ihren Kaffee plumpsten. Ihres Wissens nach stünden Schwalbennester unter Naturschutz. Wenn sie einmal da seien, dürfe man sie nicht entferne. Da müsse ich schon mal ‘was tun. Und zwar jetzt! Nicht immer nur fotografieren und posten.
Tja, was soll ich sagen: Ein wenig Internetrecherche und die Sache war klar. Wir nehmen keine ‘Stachelhalsbänder’ für Fetten und Querlatten. Auch keine akustischen Kampfmittel, die doch nur unseren Katzen auf die Nerven gingen. Und schon gar nicht bringen wir an jeder Fette und Latte Fäden oder unter jeder einzelnen Schutzbretter an. Nein. Wir nehmen brav ein Netz. Hanffarben. Passend für Spatzen und Schwalben. Und unsere Bauträgerin wird die sogar besorgen und anbringen. Supi. Denn so darf ich wieder fotografieren und posten.
Und in welchem Zusammenhang …
.. steht das mit unserem kommenden Dorfleben in ‘Lovely Altenkirchen’? Nun, zuerst mussten wir unser Grundstück vorbereiten, dann das Schotterbett für die Bodenplatte, um darauf den Holzrohbau und den Dachstuhl zu setzen, um danach die Fenster einzubauen, die Fassade anzubringen und das Innen auszubauen, erst roh, dann trocken, dann fein — mit Anschluss ans Gemeindenetz. Denn es sollte eine schöne, eine und naturnahe neue Wohnstatt werden. Eingebettet in einen Permakulturgarten. Um zügig unser Ziel zu verwirklichen. Unseren Wunsch nach einem etwas friedfertigeren Zusammenleben in und mit einer dörflichen Natur — eben der von Hohenahr-Altenkirchen.
Im Übrigen: Männer sind mitgemeint.