Aktuell sichte ich gerade freie Musiksoftware, darunter auch die jniz und seine spezielle Lizenzierung. Dieses Tool erlaube der Nutzerin “[…] to build and to harmonize several voices according to the rules of classical harmony.” Seine Lizenz aber ist ’strange’. Und am Ende verletzt der Autor damit die GPL — ein Paradebeispiel:
Beginnen wir mit der JNIZ Lizenz selbst. Sie besagte einmal1 u.a.
“Jniz is a free proprietary piece of software. It is forbidden to sell it. You do not have the right to sell, distribute Jniz or use its sources under penalty of law. You will infringes on the Jniz staff property rights.”
Natürlich hat jede Copyrightownerin — hier Bruno Grandjean — erst einmal das Recht, jedes ihre Werke unter genau die Lizenz zu stellen, die ihr gemäß erscheint. Das Recht endet aber dort, wo der (starke) Copylefteffekt der GPL zu wirken beginnt:
Lädt man sich das Package runter und entpackt es, findet frau unter jniz/ressources/LilyPond/usr/bin [Achtung: ‘ressources’ ist Stand heute kein Typo!] einige LilyPond-Dateien, die explizit unter der GPL veröffentlicht sind — so z.B. die Datei ‘lilylib.py’.
Damit ist die Sachlage klar: JNIZ nutzt LilyPond-Funktionalität, es ist funktional vom LilyPond-Code abhängig und also ein ‘derivative work’. Damit muss auch JNIZ unter den Bedingungen der GPL veröffentlicht werden — was es nicht tut. In der gegenwärtigen Form ist die JNIZ-Lizensierung also illegal.
Ich habe heute das Sourceforge-Projekt entsprechend kommentiert und den Autor auch direkt auf seine fragliche JNIZ Lizenzierung angesprochen. Ich vermute, dass ihm das ganze Problem nicht klar ist und dass er sein Werk eigentlich richtig zu Open-Source-Software machen wollte. Daraus ergäben sich gute Lösungsmöglichkeiten. Schau’n wir mal.
Und in welchem Zusammenhang …
… steht das mit einer systematischen Erfüllung von FOSS-Lizenzen? Nun, dazu müssen wir halt auch politische Konnotationen bedenken, konzeptionelle und kontextuelle Aspekte analysieren — einzeln oder gemeinsam auf Konferenzen. Wir müssen konkrete Fälle und allgemeine Nebenwirkungen durchdenken, für Software, Bilder oder Dokumente. Wir müssen Trends benennen und Leitfäden erstellen. Vornehmlich aber müssen wir die Automatisierung der Lizenzerfüllung vorantreiben, unser Lizenzwissen frei zur Verfügung stellen, es in kleinere Tools gießen und in größere Systeme einbringen: Denn FOSS lebt von der Freiheit durch Lizenzerfüllung, im Großen und im Kleinen.
Im Übrigen: Männer sind mitgemeint.
- Früher waren alle Informationen unter ‘http://www.jniz.org‘ abrufbar. Heute existiert nur noch das Source-Forge-Repository. [↩]