Einen Monat kein Lebenszeichen aus Lovely-Altenkirchen? So ist es. Denn wir hatten zehrende Tage. Vor dem Umzug. Und auch danach. Davon aber später. Hier erst einmal etwas über die zwei Wochen davor. Denn als baldige, aber naive Zuzügler gerieten wir doch ein wenig ins Stolpern:
Die Baufrau und ich wollten von Anfang an nur in ein fertiges Haus einziehen. Auf keinen Fall würden wir auf eine Baustelle leben. Oder in einem Matschfeld. Wir würden uns eine Firma suchen, die uns alles abnähme. Alles würde vor dem Einzug fertig sein. Perfekt fertig. Auch die Außenanlage und Garten. So hatten wir es geplant. Wir waren ja so ‘was von naiv.
Einen ersten Knacks bekamen wir schon, als es um die Erdarbeiten ging. Keine Hausbaufirma hatte ein entsprechendes All-Inklusive-Angebot. Einmal scheiterte sogar eine Vertragszeichnung daran, dass die Holzhausbauerin nicht mal darüber reden wollte, sondern uns eine Liste von Beistelleistung in den Vertrag diktierte. Erhobenen Hauptes hatten wir damals den Verhandlungstisch verlassen. So hatten wir es uns nicht gedacht. Wir waren ja so ‘was von naiv.
Unsere wirkliche Bauträgerin — die S&G‑Projektbau GmbH — hatte uns dann beim Thema Erdarbeiten wirklich unterstützt. Nur waren wir zuletzt doch in die Auswahl der Erdarbeiterin eingebunden. In die Abstimmungen zwischen beiden Firmen. Und in die zwischen Sub-Lieferanten. Immer wieder. Immer öfter. Zuletzt immer stärker. Das hatten wir uns anders vorgestellt — weil wir naiv waren.
Unser leeres Leerrohr unter unserem Haus — ich berichtete davon — bleibt leer. Die dafür vorgesehen Wärmepumpenleitung ging nicht durch und musste über den Dachboden geführt werden. Das ergab erst einmal eine ‘Haltestange’ wie in einem Bus. Und der erste, der die Leitung ganz intuitiv so nutzte, war — unser Bauträger. Damit war ohne große Diskussionen klar, dass das noch verkleidet werden müsste. Sofern die Leitung nicht von der ersten Umzugsmitarbeiterin unfreiwillig ‘rausgerissen werden sollte. Unten im Haus musste dagegen das nutzlose Leerrohr abgedichtet werden. Mäusesicher! Auch das mussten wir auf dem Stack behalten. Und so folgte in den letzten Wochen Abstimmung auf Abstimmung. Wir waren ja so ‘was von naiv.
Jedenfalls ergaben dieser Leitungsumbau, notwendige Nachbesserungen an den Bädern und einige offenen Punkte in Sachen Trockenbau einen neuen Übergabetermin. Der lange kommunizierte Tag war einfach nicht mehr zu halten. Obwohl die neue Einfahrt ‘festgestampft’ und die Wärmepumpe installiert worden war. Niemand würde frieren. Niemand rutschen. Der Kamin würde am Schornstein installiert werden. Nur eben nicht am 30.11. Doch die Bauherrin hatte vorbeugend geplant: Wenn wir unsere eigenen Schritte zwischen Hausübergabe und Einzug zusammenstreichen würden, könnte der Einzug doch am 8.12 stattfinden. Sofern wir das Haus wirklich am 5.12 übernähmen. Und zwar komplett fertig. Meinte sie. Und wir stimmten wir 10 Tage vor dem Umzug einen neuen ‘Wer-macht-jetzt-was-zu-wann-Plan’ mit unser Bauträgerin ab. Und luden hoffnungsfroh zum neuen Übergabetermin zu einer kleinen Party ein — naiv, wie wir waren.
Denn dazu hätte am Wochenende vor dem Umzug das meiste tatsächlich erledigt sein müssen. War es aber nicht. Der Bauherr sah am Sonntag vor dem Umzug, dass da einiges fehlte: Das eine Bad war nicht wirklich fertig, das andere an entscheidender Stelle falsch umgesetzt. Viele Wände noch nicht ganz gestrichen oder gedämmt. Die Elektrik war nicht fertig. Noch fehlten die Türen. Und die Treppen, ohne die kein Umzugsunternehmen die Möbel hätte reintragen können. Was war passiert? Die Trockenbauer hätten — wie wir nachher erfahren haben — das dritte Wochenende hintereinander durcharbeiten müssen. Und das wollten sie nicht. Schade für unseren Plan. Aber irgendwie auch verständlich.
Panisch fuhr der Bauherr zur Baufrau. Plante auf dem Weg schon ‘mal ein zusätzliches Zwischenwohnen vor. Und kam mit den Worten ’nach Hause’: “Jetzt läuft es richtig gegen die Wand”. Doch da kam die Stunde der Baufrau! Sie strahlte. Und meinte “Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen… wir ziehen nächsten Freitrag um. Egal wie”.
Am nächsten Morgen lächelte sie nicht mehr. Sie verkündete nur “Jetzt zieh’ ich’s durch”. Sie sagte nicht ‘wir’, oder ‘lass es uns probieren’. Nein! Konzentrierte Power pur. Der Bauherr trat beeindruckt zur Seite. Von nun an war sie offensiv, was sie sonst eher still ist. Die Chefin. Jeden Tag besuchte sie die Baustelle. Mehrfach. Monierte hier, klärte da, stellte um, sprach ab. Verhandelte mit dem Bauträger. Der immer noch und immer wieder beeindruckend freundlich und gelassen war, obwohl da einiges zu seinen Ungunsten quer gelaufen war. Der Bauherr hatte es dagegen einfach. Er brauchte nur ihre Wünsche richtig zu verstehen: “Eigentlich wäre es schön, wenn heute schon ‘mal der Keller verpackt würde” hieß im Klartext: “Mach das. Und misch dich nicht in die anderen Baustellensachen ein”. War eine coole Sache für den Bauherrn: er durfte die Verantwortung für’s Ganze abgeben.
So weiß der Bauherr bis heute nicht, wie sie das hinbekommen hat. Jedenfalls gab es am 05.12 tatsächlich eine Übergabeparty. Allerdings ohne Übergabe. Küche, Türen und Bäder mussten komplettiert werden, während Möbel schon montiert, die Elektrik vervollständigt und Wände noch verspachtelt und gestrichen wurden. Es war zur geplanten Übergabe eben doch noch nicht fertig. Zu eng der Plan, zu viel stand parallel an.
Dafür erhielten wir am Tag des Umzuges — morgens um drei — die Voicemessage unseres Bernados, dass nun im Kern alles erledigt sei. Zwar fehle noch eine Tür, die falsch geliefert worden sei. Es müssten noch ein paar Fußleisten gesetzt und ein paar Stellen nachgestrichen werden. Aber die Dachtreppe sei eingebaut. Und die Impro-Treppe für den Flur hätten wir ja schon gesehen. Das eine Bad sei fertig und und das andere werde — wie mit der Baufrau abgesprochen — gleich am Montag nach dem Einzug fertiggestellt. Eine gute Nachricht. Wenn nun der Umzug klappte, wäre der Drops gelutscht. Entspannt tranken wir früh morgens unseren letzten Kaffee im alten Haus. Was dann kam, erzähle ich im nächsten Post. Vorsicht Spoiler: Wir waren ja so ‘was von naiv.
Und in welchem Zusammenhang …
.. steht das mit unserem kommenden Dorfleben in ‘Lovely Altenkirchen’? Nun, zuerst mussten wir unser Grundstück vorbereiten, dann das Schotterbett für die Bodenplatte, um darauf den Holzrohbau und den Dachstuhl zu setzen, um danach die Fenster einzubauen, die Fassade anzubringen und das Innen auszubauen, erst roh, dann trocken, dann fein — mit Anschluss ans Gemeindenetz. Denn es sollte eine schöne, eine und naturnahe neue Wohnstatt werden. Eingebettet in einen Permakulturgarten. Um zügig unser Ziel zu verwirklichen. Unseren Wunsch nach einem etwas friedfertigeren Zusammenleben in und mit einer dörflichen Natur — eben der von Hohenahr-Altenkirchen.
Im Übrigen: Männer sind mitgemeint.